Die Geschichte der Kammerspiele Kleinmachnow

Die Kammerspiele Kleinmachnow sind seit mehr als 70 Jahren wichtiger Bestandteil in der Geschichte der Gemeinde – war das alte Lichtspielhaus doch lange Dreh- und Angelpunkt des kulturellen Lebens in der Region. Als Zeitzeuge beherbergt das alte Kino an der heutigen Karl-Marx-Straße zahllose Erinnerungen und Anekdoten aus der Kriegs- bzw. Nachkriegszeit, der DDR-Ära und den Jahren nach der Wende bis heute. Verständlich, dass der Verkauf oder die drohende Schließung des Hauses die Menschen in der Umgebung aufhorchen ließ. So wurde die Suche nach neuen Betreibern der Kammerspiele zur wahren Herzensangelegenheit der Kleinmachnower.

Auch Carolin Huder und Michael Martens, beide in Kleinmachnow lebend, reichten unabhängig voneinander ihre Ideen zur Weiternutzung der Kammerspiele ein und bekamen schließlich den Zuschlag von der Gemeinde. Im Sommer 2012 gründeten sie die erste KulturGenossenschaft Brandenburgs mit dem Ziel, bis Ende 2013 zweihundert Genossenschaftsanteile für den Erhalt der vollen finanziellen Zuwendung durch die Gemeinde zu veräußern. Im November 2012 übernahm die Kulturgenossenschaft als neue Pächter den Betrieb und benannten zum Zeichen des Neubeginns das geschichtsträchtige Lichtspieltheater in „Die Neuen Kammerspiele“ um. Neben dem Kinobetrieb stehen verschiedene Kulturveranstaltungen wie Lesungen, Musik- und Theaterveranstaltungen sowie ein vielgestaltiges Kinderprogramm auf dem Plan. Auch eine hauseigene Gastronomie kann seit Mai 2014 den Veranstaltungsbetrieb kulinarisch begleiten und die Gewinne fließen zu 100 % – anders als bei der Verpachtung – dem Kulturbetrieb zu.

Ursprünglich wurden die Kammerspiele als reines Lichtspielhaus von 1936-38 erbaut. Bauherr und Betreiber war Karl Bornemann, Großvater des heutigen Eigentümers. Im Gegensatz zu vielen Bühnen und Kulturhäusern in Berlin blieb das Kleinmachnower Kino von der zerstörerischen Kraft des Zweiten Weltkriegs verschont. Da viele Schauspieler in der Region durch die Schließung etlicher Theater ohne Engagement waren, avancierten die Kammerspiele nach Kriegsende über den Kinobetrieb hinaus zur beliebten Theaterbühne.
Nach der Gründung der DDR wurde die Kultur in den 1950er und 1960er Jahren staatlich gesteuert. Es wurde großen Wert auf den Zugang zu Kultur und Bildung gelegt, die der parteipolitischen Weltanschauung der SED entsprachen. Inzwischen hatte der Sohn, Wolfgang Bornemann, das Kino übernommen, flüchtete aber mit zunehmendem Druck in der DDR mit seiner Familie 1961 in die Bundesrepublik. Danach wurden die Kammerspiele verstaatlicht und gingen in die Rechtsträgerschaft des Kreislichtspielbetriebs Potsdam über.

Anfang der 1970er Jahre wurde das Haus umfassend umgebaut und modernisiert. Unter anderem wurde die Bühne vergrößert, es entstanden ein Mehrzweckraum mit kleiner Bühne neben dem Kinosaal sowie ein größeres Foyer mit Raum für ein kleines Café. Das Gestühl im großen Saal wurde aufgearbeitet und eine neue Wandverkleidung für eine bessere Akustik angebracht. Die ursprünglich als Wohnungen erbauten Räumlichkeiten im oberen Geschoss wurden zu Büros, Klubräumen und dem Kinovorführraum. 1972 war der Umbau fertig gestellt und die Kammerspiele die größte kulturelle Einrichtung im Gemeindeverband Teltow-Kleinmachnow-Stahnsdorf. Neben Kino-, Musik- und Tanzveranstaltungen kam das Kulturhaus auch als Informations- und Diskussionszentrum für politische Themen daher.

Mitte der 1980er Jahre übernahm die Gemeinde Kleinmachnow die Kammerspiele. Auch in dieser Zeit räumte das Veranstaltungsangebot dem von der SED vorgegebenen kulturpolitischen Rahmen ausreichend Platz ein. Darüber hinaus genügte das Haus bspw. mit Tanz- und Kreativkursen, Jugendveranstaltungen und als Künstlertreffpunkt den vielfältigen kulturellen Ansprüchen der Bürger.

Mit dem Fall der Mauer und den einhergehenden politischen Änderungen schwand das gewohnte Interesse an den Veranstaltungen in den Kammerspielen. Zu groß war das kulturelle Angebot in den benachbarten Berliner Bezirken. Den Erben des Erbauers wurden Haus und Grundstück rückübertragen und ein Pachtvertrag mit dem heutigen Eigentümer geschlossen. Der Kinobetrieb rückte wieder in den Fokus der Kammerspiele. 2004 wurde der Pachtvertrag jedoch nicht verlängert, Karl-Heinz Bornemann, Enkel des ersten Besitzers, führte den Betrieb bis zur Übernahme durch die Kulturgenossenschaft weiter.

Quelle: Broschüre „Kommunale Kulturorganisation im Wandel der Zeit“ von Gabriele Frost